In der Brezel (Hauptstraße 53) schlug das Weltladenteam von Sankt Georg am Samstag seine Zelte auf und feierte das freudige Ereignis mit vielen Gästen und vielen neuen Kunden.
Das ehemalige Weltladen-Domizil bei der Kirche wird derzeit grundsaniert. Nach 25 Jahren war deshalb Ende März Schluss unsere kleine Oase mit den Fairtrade-Produkten. Das komplette Sortiment musste in Kisten und Kästen verstaut werden.
Dank eines großzügigen Angebots durch den Magistrat waren allerdings weder die aktuelle Situation noch die Zukunft ausweglos. Nach einer kurzen Vakanz und improvisiertem Zeltverkauf logiert der Weltladen Sankt Georg ab sofort bis auf Weiteres mietfrei in bester Lage. Dort teilt er sich bis zu einer endgültigen Lösung – vermutlich zunächst für die nächsten eineinhalb Jahre – den Raum im Erdgeschoss mit der Tourist-Info, die ebenfalls demnächst dort einziehen wird.
Dass aus der Not eine Tugend werden könnte, wurde schon bei der Einweihungsfeier deutlich. Schließlich bietet das zentrale gelegene Haus (frühere Brezel) eine Menge mehr Möglichkeiten als die kleine Verkaufsstelle an der Stadtkirche. Gleichzeitig ist es eine große Chance, mehr Menschen und zusätzliche Laufkundschaft vom Kauf von Fairtrade-Produkten zu überzeugen. Und natürlich bedeutet es gleichzeitig eine Herausforderung – wie die Aufstockung von Personal und Ware sowie veränderte, das heißt längere Öffnungszeiten.
All das haben Ursula und Rudi Hille gemeinsam mit Thomas Götz, Sprecher der Steuerungsgruppe Fairtrade-Stadt Bensheim, und einer Reihe von alten und neuen Ehrenamtlichen bereits geschultert. Statt wie bisher neun Stunden hat der Weltladen 38 Stunden, und zwar von Montag bis Freitag von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 18 Uhr sowie samstags von 10 bis 13 Uhr, geöffnet.
35 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen wurden bereits eingearbeitet – und die fair gehandelte Produktpalette mit Tee, Kaffee, Schokolade, Wein, Säfte und Brotaufstrichen wurde beispielsweise mit Textilien von verschiedenen Partnern in Afrika und Asien, mit handgewebten Taschen von nepalesischen Frauen, Haushalts- und Korbwaren, Kerzen, Spielzeug, Dekorationsartikeln und vielen anderen Gebrauchsgegenständen erweitert.
Ursula Hille stand die Freude über den schönen Eine-Weltladen und den gelungenen Umzug ins Gesicht geschrieben. Ihr Dank galt vor allem der Stadt Bensheim, dem Magistrat und allen Mitarbeiterinnen. Pfarrer Thomas Catta sprach anschließend den Segen und wünschte dem Team viele angenehme Gespräche und eine gute Konfliktkultur. Humor, Lachen und Liebe mögen als ständiger Gast in den neuen Räumen präsent sein.
Bürgermeister Rolf Richter gab zu bedenken, dass unter anderem der Weltladen und sein Standortwechsel mit Ausweichquartier der beste Beweis dafür sind, dass Veränderungen nicht nur Risiken, sondern auch Chancen mit sich bringen. Doris Walter als Fraa vun Bensem beglückwünschte das engagierte Weltladen-Team auf ihre Weise, indem sie angab, „dem Ruf der Schokolade“ gefolgt zu sein. Auch mit ihrer Meinung zur aktuellen Streitkultur in der Stadt hielt sie nicht hinter dem Berg. Es sei wichtig, „net nur zu demonstrieren, sondern auch anzupacken“. Und sie bekannte sich dazu, stolz zu sein, in einer Stadt zu leben, in der man „schwätze kann und in der Lage ist, auf die Bürger einzugehen. Nur Bürger machen eine Stadt lebenswert.“
Nach den zahlreichen Ansprachen und Glückwünschen servierten die Mitarbeiterinnen den Gästen Sekt und Häppchen.
Text und Bilder: Doris Kellermann