Pfarrkirche Sankt Georg
Die Pfarrkirche St. Georg ist die älteste von vier katholischen Gemeinde-Kirchen im Gebiet der Stadt Bensheim. „Chroniken, Stiche und Bilder bezeugen, dass es sicher seit dem 8. Jahrhundert in Bensheim eine christliche Gemeinde mit eigenem Gotteshaus gegeben hat.“ (Martin Hellriegel, Bau und Weihe der St.-Georgskirche zu Bensheim, Festschrift zur 150-Jahrfeier, 7) „Die Stadt Bensheim ist […] ein alter Ort, der schon im Jahr 765 namentlich in Urkunden vorkommt (Codex Laureshamensis No 231 ff)“. (Konrad Dahl, Historisch-topographische-statistische Beschreibung des Fürstenthums Lorsch oder Kirchengeschichte des Oberrheingaues, Darmstadt 1812, 200)
Im Jahre 818, wie Dahl 1818 schrieb, erhielt das Kloster Lorsch eine Kirche in Bensheim geschenkt, die wahrscheinlich die Stadtpfarrkirche zum heiligen Georg ist. Sie stehe „ziemlich hoch, ist übrigens sehr alt, nicht groß, ziemlich baufällig, und außer ihrem hohen Turm, von gar keinerm Ansehen.“ (AaO. 203)
Im Jahre 1826 wurde diese baufällige Kirche bis auf den Kirchtum, mit Bauteilen aus dem 12. Jahrhundert, abgerissen, und der Oberbaurat und und Hofbaudirektor des Großherzogtums Hessen-Darmstadt Georg Moller errichtete eine im klassizistischen Stil erbaute Kirche, in die er den alten Kirchturm integrierte. Diese „Moller-Kirche“ wurde 1830 eingeweiht.
Am 26. März 1945 wurde diese Kirche bei einem Fliegerangriff fast ganz zerstört. Die Umfassungsmauern und die Säulen blieben erhalten, teilweise mit erheblichen Beschädigungen. 1950 wurde die Kirche neu aufgebaut: sie erhielt zwei Türme als Westwerk (Eingangsbereich) und ebenfalls zwei Türme auf ihrer Ostseite über dem Chor bzw. Altarraum. 1963 konnte die farbliche Gestaltung im Innern in Annäherung an die klassizistische Moller-Kirche vollendet werden. Die Kasettendecke war vordem von Moller farblich grün gestaltet, heute ist ihr Farbton rot.
Hospitalkirche
Die Hospitalkirche befindet sich in der Fußgängerzone in der Hauptstraße auf dem Brunnenplatz. Der Codex Lauresham vermeldet aus dem Jahre 817, dass ein gewisser Gisehelm dem Kloster Lorsch eine Kirche in Basinesheim samt Reliquien und dem Mansus, worauf die Kirche erbaut ist, schenkt (Cod. Lauresham T I 342 Nr. 260 22. Juli 817).
Ob diese Kirche dort stand, wo die heutige Hospitalkirche steht, lässt sich nicht sicher nachweisen. Verschiedentlich wurde jedoch die Meinung vertreten, dass es sich um eine Kirche handele, die abgebrochen wurde und auf deren Ruinen die heutige Hospitalkirche erbaut worden sei. Die Erbauungszeit der jetzigen Hospitalkirche dürfte um 1320 liegen. Der Bau entstammt trotz seiner einfachen Formen der entwickelten Gotik, es kann also das 14. Jahrhundert angenommen werden. Am Eingang der Kirche befindet sich die älteste steinerne Urkunde des Hospitals. Es handelt sich um einen Grabstein des Altaristen Henricus. Der Priester ist beinahe in Lebensgröße mit dem Kelch in der Hand auf dem Stein abgebildet. Der Stein trägt die Aufschrift Henricus: auf der rechten Seite steht in römischer Schrift die Jahreszahl 1342. Am 24. Juni 1856 wurde der Boden in der Kirche aufgebrochen, vor allem zur Entfernung von Feuchtigkeit; dabei wurde der Grabstein gehoben. Unter dem Stein befand sich nichts mehr, wahrscheinlich deshalb, weil der Kirchenboden schon mehrmals wegen der Feuchtigkeit erhöht worden war.
Dass Veränderungen in und an der Kirche vorgenommen wurden, ist durch verschiedene Hinweise bestätigt. So zum Beispiel durch einen Eintrag im Renovationsbuch der katholischen Kirche. Der Eintrag hat folgenden Wortlaut: „Anno 1706, Acht-dag vor Pfingsten ist die Allhiesige Hospital Kirch, Zum heylligen Geyst: wiederum von Neuem Eingeweyht worden, durch Ihre hochwürdigste Gnaden, Herrn Edtmundo Gedult, Bischof von Malo, vnt Weyh Bischof zu Mayntz. Vndt ist auch in Anno 1707. Vndt 1708. Jeder Zeit Achtag vor Pfingsten, die Kirchweihung hochfeyerlich, durch ein hohes Ampt. Predigt vndt Vesper, begangen worden.“
Von Bischof Ketteler wurde 1869 ein gründlicher Umbau veranlasst. Er selbst weihte im Jahr 1872 die Kirche aufs neue ein. Kurz zuvor war der sich nach Westen an die Kirche anschließende Männerbau abgebrannt. Die Neueinweihung der Kirche erfolgte zu Ehren des heiligen Josef.
Den Grundriss bildet ein einfaches, ungeteiltes Rechteck, 9 x 16,2 m, mit einem schmaleren Chor an der dem Haupteingang gegenüberliegenden Seite. Die Längsseiten haben je vier, auch der Chor vier Spitzbogen-fenster. Die einschiffige Kirche schließt eine Holzdecke ab. Auf dem Westgiebel sitzt ein schlichtes, beschiefertes Türmchen. (Aus dem Pfarrarchiv von St. Georg)
Crescenzkirche (Friedhofskirche)
St. Crescenz war die dritte Kirche in der Stadt nach der Michaelskirche, an der Stelle der heutigen Kirche St. Georg, und der Hospitalkirche. Bensheim war seit 1461 vom Mainzer Erzbischof an die Kurpfalz verpfändet und so zu einer calvinistische Gemeinde geworden. Im Jahr 1618 wurde unter dem reformierten Pfarrer Josue von Zevel mit dem Bau der neuen Kirche begonnen.
Nach Ende des 30 jährigen Krieges wurde Bensheim wieder kurmainzisch und katholisch. Auch die Friedhofskirche wurde im Jahre 1676 vom Mainzer Weihbischof Adolph Gottfried Volusius zu Ehren des ersten Mainzer Bischofs und heiligen Märtyrers Crescenz geweiht.
Der Kirchenbau wurde als Langhaus im spätgotischen Stil erbaut. Als funktionale Totenkapelle geplant, ist sie nicht nach Osten ausgerichtet. Die Westwand öffnet sich mit dem Portal und vier hohen, schmalen Fenstern zum Friedhof, während die Ost- und Nordwand fensterlos ist. Der Kirchenraum ist rechteckig und wird von einer abgeflachten Holztonne überdeckt, die mit Blumenornamenten bemalt ist. Auf dem Satteldach sitzt ein Dachreiter, der früher als Glockenturm diente. Der gotische Turm mit Spitzhelm wurde erst 1884 angebaut und enthält im Innern den 1877 fertiggestellten Chor.
Quellen- und Literaturangaben:
- Bensheimer Geschichtsblätter; Jahrgang 1924 Codex Laureshamensis I. N. 248 260.
- Dammann, Walter H.: Die Kunstdenkmäler des Kreises Bensheim. Darmstadt 1914.
- Hellriegel, Ludwig: Der Kirchhof zu Bensheim, seine Toten und seine Kapelle. Bensheim 1961.
- Stoll, Joseph: Das alte Bensheim auf Grund neuer Forschungen. Bensheim 1949.